Wir sind dann mal weg#

Der Pilgerbericht von Hape Kerkeling ist ein Bestseller, der Jakobsweg nach Santiago de Compostela so berühmt, dass ihn mittlerweile fast jeder kennt. Seit Jahrhunderten pilgern die Menschen zu heiligen Orten, doch seit ein paar Jahren ist es richtig in, sich zu Fuß auf den Weg zu machen.

Schon bevor Pilgern ein Trend wurde, machte sich aus Linn jedes Jahr eine Gruppe auf zur Wallfahrt: die Matthias-Bruderschaft. Die Tradition in Linn ist, wie in vielen anderen Orten des Rheinlands, mehrere hundert Jahre alt. Ziel ist das Grab des heiligen Matthias in Trier. Dorthin ließ Kaiserin Helena seine Gebeine bringen. Im Jahr 1127 wurden Sie am heutigen Ort wiedergefunden.

Matthias ist der dreizehnte Apostel, der in die Gruppe gewählt wurde, nachdem Judas sich entschieden hatte, sie zu verlassen. (Wer nicht mehr genau weiß, warum er ausgestiegen ist, kann sich in der Karwoche informieren.)

Pilger auf dem Weg

Die Wallfahrt beginnt am Freitag vor Christi Himmelfahrt um 7 Uhr mit Gottesdienst und Reisesegen in St. Margareta. Die erste große Strecke bis Büdesheim bei Gerolstein wird im Bus zurückgelegt. Dort beginnt gegen 11 Uhr der Fußweg durch den Eifeler Frühling. Auf alten Pilgerwegen geht es bis Kyllburg, wo die Gruppe übernachtet. Am nächsten Morgen führt der Weg über Badem, Phillipsheim und Auw nach Kordel. Von dort bringt der Bus die müden Pilger zurück nach Kyllburg und am nächsten Morgen wieder erfrischt zur Burg Ramstein. Genovevahöhle, Schusterkreuz und die "Heilig-heilig"-Brücke sind beliebte Rastpunkte, bevor die Bruderschaft Trier erreicht.

Für den gemeinen Städter ist es ungewöhnlich, lange Strecken zu Fuß zu gehen, wo es doch mit Flugzeug, Auto, Bus und Bahn viel schneller und bequemer geht. Auch für manche Pilgerinnen und Pilger ist das Laufen jedes Jahr wieder eine Herausforderung. Da stellt sich manch eine die Frage: Warum tun die das? Vielleicht gibt es Antworten im nächsten Pfarrbrief.

Leichter zu beantworten ist die Frage: Was tun die da außer gehen? Beten sie die ganze Zeit? Nein, nicht die ganze Zeit, aber an bestimmten Punkten versammelt sich die Gruppe und hört einen Denkanstoß zum Thema der Wallfahrt oder spricht ein Gebet. Für die leibliche Verpflegung ist bestens gesorgt. Ein Begleitbus trifft regelmäßig die Wanderer und versorgt sie mit Wasser und fester Nahrung, so dass sie kaum etwas mitnehmen müssen. Abends sitzen alle beisammen, erzählen und singen oder sind einfach nur dabei. Den Weg selbst gestaltet jede Pilgerin und jeder Pilger nach persönlichem Empfinden: intensive Gespräche, Schweigen, Entdecken der Natur, lockere Unterhaltung und manchmal auch Singen wechseln sich ab.

Beim Einzug in St. Matthias

Ein bewegender Moment ist der Einzug in St. Matthias mit dem Geläut der Glocken: das Ziel ist erreicht. Manche Pilgerin wischt sich ein Tränchen der Freude und Erleichterung von der Wange. Geschafft. Pater Hubert begrüßt die Wallfahrer und geleitet sie zu Matthias Grab, wo die Füße noch eine ganze Weile weiterbeten. Nach dem Mittagessen bleibt ein kurze Zeit, im Klosterladen einzukaufen, bevor die Feier der heiligen Messe den Aufenthalt in Trier beendet.

Danach geht es zurück nach Linn. In St. Margareta, wo die Wallfahrt begann, wird sie auch beschlossen.

Vielleicht stellt sich der Leserin, dem Leser die Frage: Was sind das für Leute in der Bruderschaft? Bruderschaft, das hört sich wie ein abgeschlossener, geheimer Zirkel an. Muss ich dort eintreten, wenn ich mitgehen wollte? Wollen die überhaupt Fremde dabeihaben? Die St. Matthias-Bruderschaft Linn ist ein buntgemischter Haufen von Leuten verschiedenen Alters, von Jugendlichen über Mittelalte bis zu Senioren ist alles vertreten. Neue werden offen und freundlich aufgenommen und in die Gruppe integriert. Viele sind erst nach etlichen Wallfahrten Mitglied in der Bruderschaft geworden, weil sie durch ihren Beitrag und ihre Mitarbeit die Gruppe unterstützen möchten.

Vor der "großen" Wallfahrt nach Trier gibt es übrigens eine "kleine" am Samstag vor Palmsonntag nach Klein-Jerusalem in Willich-Neersen. Dort treffen sich alle Bruderschaften der Umgebung zu einem Gottesdienst unter freiem Himmel mit anschließendem Umtrunk.

Wer mehr über die St. Matthias-Bruderschaft wissen möchte, kann sich im Internet unter http://www.matthiaswallfahrt.de oder www.smb-linn.de umschauen oder ein Mitglied fragen. Brudermeisterin ist Dorit Heisterbach (dorit.heisterbach@smb-linn.de), Stellvertreter Peter Hormanns (peter.hormanns@smb-linn.de)

-- Susanne Wenz

Unser Weg nach Trier:

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